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Typo­grafie ist wie Klavier – aus schwarz-weißen Elementen entsteht die Kunst, Herz und Verstand zu berühren.
Michael Bundscherer

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Buchbesprechung

Entwicklungsgeschichte: durch Texte zur Typografie

Rudolf Paulus Gorbach
23. Mai 2012
Natürlich gab es auch in der Vergan­genheit schon Bücher, in denen Texte zum Thema Typo­grafie zusam­men­ge­tragen wurden. Aber das, was Petra Eisele und Isabel Naegele jetzt bei Niggli heraus­ge­bracht haben, hebt sich deutlich ab. Die Beson­derheit liegt in der Darstellung: Die zitierten Seiten sind im Buch in Origi­nalgröße abge­bildet, die zitierte Stelle ist zusätzlich markiert.

Da die Autoren solcher Texte meist auch die Gestalter der Bücher sind, ist hier ein einzig­artiges Kompendium von Gestal­tungs­mustern entstanden. Es thema­tisiert direkt den Kern­bereich Typo­grafie und bietet so einen unmit­telbaren und anschau­lichen Einblick in das Fach­gebiet.

Wunderschön; die Formate der zitierten Bücher sind bereits auf dem Umschlag aufge­rissen. Und die Cover sind – wenn auch verkleinert – im Anhang abge­bildet.

Dieser Anhang bietet auch einen anschau­lichen Lite­ra­tur­ver­gleich. Zwischen Otto Eckmanns Schrift­mus­terbuch von 1900 und Johannes Berger­hausens/Siri Poaranguans Deco­deu­nicode von 1911 finden sich fast alle wichtigen Typo­gra­fie­bücher des 20. und begin­nenden 21. Jahr­hunderts, genau 222 Titel.

Der einführende Text von Petra Eisele verbindet die desi­gnhis­to­rischen Aspekte der einzelnen Buch­projekte. So wird schnell deutlich, wie sehr die Geschichte der Typo­grafie bei aller indi­vi­duellen Diffe­ren­zierung aufeinander aufbaut. Gleich­zeitig gibt der Text einen Überblick über die Theorie der Typo­grafie. So erfährt man in sehr knapper Form, was die vorge­stellten Typo­grafen, einge­bettet in den jeweiligen Stand der Technik, über die Notwen­dig­keiten quali­tativer Typo­grafie gedacht und geschrieben haben.

Und viele Typo­grafen befanden sich an sehr sensiblen Grenzen, an denen sich die Technik für die Typo­grafie änderte oder andere Wahr­neh­mungs­wellen aufkamen. Gerard Unger schreibt (und wird zitiert) »Von allen Dingen des Alltags werden wohl Buch­staben am häufigsten unbewußt verwendet, obwohl wir sowohl einen intensiven als auch intimen Umgang mit ihnen pflegen. Haben die Millionen von Zeichen, die jeder von uns gelesen hat, zu einem verborgenen typo­gra­fischen Wissen geführt?«.

Petra Eisele, Isabel Naegele
Texte zur Typo­grafie
Posi­tionen zur Schrift

Verlag Niggli AG, Sulgen 2012
244 Seiten
Klap­pen­broschur
235 × 310 mm
42 Euro
ISBN 978–3–7212–0821–4

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