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Buchbesprechung

Geheimreport Design

Rudolf Paulus Gorbach
30. Juli 2012
Die britische Regierung, die sich bereits im Zweiten Weltkrieg für den Zustand des deutschen Designs inter­es­sierte, beauf­tragte den nach England emigrierten Archi­tektur- und Kunst­his­toriker Nikolaus Pevsner, einen Geheim­bericht über den Zustand des deutschen Designs zu verfassen. Darin wird über den Zustand der Konsum­gü­ter­in­dustrie im Nach­kriegs­deut­schland berichtet. Aufschluss­reiche Kurz­bio­graphien der deutschen Designer finden sich im Anhang des Buches.

Natürlich waren es wirt­schaftliche Interessen, die zu dieser geheimen Forschung führten. Mitten im Krieg hatte man in England bereits die Bedeutung des Designs erkannt. Spezielle Einheiten nahmen 1945 bestimmte Ziele in Gewahrsam, bis sie von Experten ausge­wertet wurden. Aber auch Personen mit entspre­chendem Wissen waren im Visier. Alles Wissen sollte für die britische Industrie nutzbar gemacht werden. Ein wichtiger Grund für diese Akti­vitäten war sicherlich die Attrak­tivität des deutschen Designs, das bereits inter­na­tional bekannt war. Und britische Desi­gnre­former hatten sich schon lange für den Deutschen Werkbund inter­essiert.

Nikolaus Pevsner spielte in dem relativ großen Team eine wichtige Rolle, da er eine empi­rische Desi­gnfor­schung vertrat. Sein Urteil wurde von den britischen Experten sehr geschätzt. Natürlich ging es in der Studie um Produkt­design, aber auch um die Ausbil­dungswege. Die Herkunft aus dem Bauhaus wurde sehr stark betont, wodurch andere Schulen in Deut­schland etwas vernach­lässigt wurden. Das Buch ist ein sehr inter­es­santer Beitrag zur deutschen und britischen Desi­gnge­schichte, auch wenn das Grafik­design keine Rolle spielt.

Nikolaus Pevsner u.a.:
Geheim­report Deutsches Design – Deutsche Konsumgüter im Visier des britischen Council of Industrial Design (1946)
Heraus­ggeben vom Deutschen Museum.
336 Seiten (Report in Englisch).
Wallstein Verlag, Göttingen, 2012
29,90 €
ISBN 978–3–8353–1018–6

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