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zitate
Typo­grafie kann unter keinen Umständen Kunst sein.
Rudolf Paulus Gorbach

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Andy Warhols Bücher

Rudolf Paulus Gorbach
28. Dezember 2013
Andy Warhols frühe Künst­ler­bücher entstanden als Geschenke für seine Kunden, als er vor allem Werbung gestaltete. Auch bei seinen Illus­tra­tionen, die er im Auftrag verschiedener Verlage für Buchtitel zeichnete, dominiert der Kunden­wunsch. Doch seine zeich­ne­rische Hand­schrift ist unver­kennbar. In den Büchern ist er ganz Warhol.

Einige dieser Werke sind derzeit im Museum Brandhorst zu sehen. Ein Dialog zwischen der Kuratorin der Ausstellung, Nina Schleich, und dem Typo­grafen Oliver Linke führte vor Ort sehr unter­haltsam durch die enorme Band­breite von Warhols Tusche­zeich­nungen, hand­ko­loriert, meist auf einfachem Papier. Vorlagen für die Zeich­nungen waren meist Foto­grafien und Zeit­schriften. Natürlich kam auch das Rätsel der Hand­schrift zur Sprache, ob sie von seiner Mutter, von ihm selbst oder von anderen aus der Factory stammte.

Zwar sind die Texte fast immer hand­schriftlich eingefügt, aber auch hier geht es nicht um Typo­grafie, sondern um die für Warhol typische Zeichnung und Gestaltung.

Im Kata­logbuch zu dieser Ausstellung werden die »sorg­fältig unge­planten« Künst­ler­bücher nicht nur in großen Abbil­dungen gezeigt, sondern von Nina Schleif (und weiteren Autoren/innen) auch hervor­ragend beschrieben. Für mich, der ich mich vor einigen Jahren intensiver mit Warhols Filmen beschäftigt habe, gab es viele neue Erkenntnisse und Anre­gungen.

Die Gestaltung des Katalogs wird im Vorwort als frisch und ansprechend bezeichnet. Allerdings sind die umfang­reichen Texte auf 304 Seiten fast durch­gängig im zentrierten Flat­tersatz (Flat­tersatz vorne und hinten) gesetzt. Dies erschwert die Lektüre erheblich und kann zum vorzeitigen Abbruch der Lektüre führen. Ein Bezug zu Warhol lässt sich so auch nicht herstellen. Man könnte den Gestaltern viel­leicht ein Einfüh­rungs­seminar in Typo­grafie empfehlen, bei dem das Lesen eine Rolle spielt.

Die Ausstellung im Museum Brandhorst läuft noch bis 12. Januar 2014 siehe auch sonder­ver­an­staltung der tgm oder museum-brandhorst.de.

Reading Andy Warhol
Muse­ums­ausgabe des Katalogs
304 Seiten
310 Abb.
Hatje-Cantz, Stuttgart 2013
ISBN 978–3–7757–3706–7
39,80 €

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